Mittwoch, 19. August 2009

Zum Glück gibts Bahrain

Für zwei Monate schickte mich meine Firma in die Wueste. Aber richtig. Eigentlich war es so nicht geplant und auch nicht vorgesehen, aber dann wurde der Hamburger Kollege krank und ich habe mich vorher bereit erklärt, als Ersatz einzuspringen, sollte einer ausfallen, was eigentlich nie passiert, aber eben, es passierte und ich sass dann im Flieger nach Dammam, Saudi Arabien, Persischer Golf. Da wurde von uns eine neue Station eingerichtet. Dammam ist eine Industriestadt, die vom Öl lebt. So etwa achtzigtausend Menschen leben hier. Der Flughafen allerdings ist so riesig Dimensioniert, das er auch für eine Millionenstadt reichen würde. Der Flughafen hat drei Terminals, immerhin eins mehr als momentan Frankfurt. Allerdings ist ein Terminal stillgelegt mangels Menschen und ein Terminal ist für das saudische Königshaus reserviert. Immerhin benutzt der König es so einmal im Jahr. Im Terminal, der in Betrieb ist, verlieren sich die paar hundert Menschen, die den Flughafen täglich nutzen. Meist Gastarbeiter aus Asien, die ankommen und abfliegen.
Der normale Saudi sieht sich gerne als traditionsbewusster Mensch, als Sohn der Wüste, als Beduine und vor allem als gläubiger Moslem. Er sieht sich auch gerne als Business-men im klimatisierten Büro. Er sieht sich absolut nicht gerne als arbeiteten Menschen. Das Wort Arbeit erzeugt beim Saudi einen gewissen Widerwillen. Wenn Sie das als Vorurteil betrachten, kann ich Sie nur bitten, das Land selbst zu besuchen. Dummerweise werden Sie, wenn Sie nicht zufällig über sehr gute Beziehungen verfügen, kein Visa bekommen. Auf jeden Fall kein Touristenvisa. Arbeitsvisa oder Geschäftsvisa gibt es da schon eher, was nicht verwundert, da die Saudis aufgrund reichlich Öl lieber arbeiten lassen. Für die niederen Arbeiten werden massenhaft Menschen aus Indien, Ceylon, Indonesien, China, Pakistan u.s.w geholt, für etwas kompliziertere Geschichten kommen die Europäer und auch Amerikaner ins Land und erledigen das. Es ist allerdings schwer für Europäer und Amerikaner mit der saudischen Mentalität klar zu kommen. Doch das führt jetzt zu weit. Ich erklär jetzt einfach mal, wieso es zum Glück Bahrain gibt. Ein saudischer Tag sieht so aus: Je nach Jahreszeit, wir schreiben übrigens nach dem moslemischen Kalender momentan das Jahr 1430, weckt der Gebetsrufer so um 4:00 Uhr Morgens alle Gläubigen. Dummerweise auch die Nichtgläubigen, vermutlich als Strafe. Dem entkommt man nicht. Die Moscheendichte in der Stadt entspricht der Kneipendichte in der Düsseldorfer Altstadt und alle sind mit leistungsstarken Lautsprechern ausgestattet. Kein geschlossenes Hotelfenster hält das ab. Man ist also wach. Über den Tag verteilt ruft der Muezzin jetz noch fünf Mal zum Gebet. OK. Während dieser Gebetszeiten, so etwa jeweils eine halbe Stunde, sind alle Geschäfte geschlossen. Wiklich alle. Sie können mitten am Tag in einem Supermarkt stehen und einkaufen, während der Gebetszeit sind alle Angestellten weg und der Ausgang ist abgeschlossen. Sie müssen also "Gott ergeben" warten, bis es vorbei ist. Das gilt auch für Restaurants.
Das ist daß eine, dann kommen noch so Sachen dazu wie getrennte Eingänge für Männer und Familien in Restaurants, vollverschleierte Frauen, keinen Alkohol, auch nicht im Hotel, offener Rassismus der Saudis gegen ihre asiatischen Arbeiter, leider musste ich das zu oft mit ansehen und selbst Radios oder einfach Musik darf man nicht laufen lassen da ja sonst der Gebetsrufer nicht gehört werden könnte. Dazu noch Wüstenwinde, das ist jetzt kein Witz, die dir wie ein Sandstrahlgerät ins Gesicht blasen. In ihrer ihnen eigenen Bürokratie haben die Saudis auch noch ein paar Besonderheiten in die Visavergabe für Ausländer eingearbeitet, was ich aber erst vor Ort erfuhr. Bei einem dreimonatigen Arbeitsvisa muß man alle 24 Tage einmal das Land verlassen. Für Asiaten gilt sogar alle 14 Tage. Jetzt kommt Bahrain ins Spiel. Bahrain, der Inselstaat im Golf, der mit der Formel 1, liegt nur etwa eine Autostunde von Dammam entfernt. Ein Damm führt von Saudi Arabien nach Bahrain. Dieser kleine Inselstaat hat ein Problem. Er war der erste, der in Arabien Öl förderte und ist nun auch der erste, der keins mehr hat. Da sich die Bahrainis aber so ans Geld gewöhnt hatten, öffnete sich der Staat dem Tourismus, aber wie. Kurz gesagt, hier ist absolut alles erlaubt. Was auch immer Sie sich gerade vorstellen, in Bahrain dürfen Sie es, völlig Legal. Genau das machte mir die Zwangsausreise alle 24 Tage zum Vergnügen. Vom der düsteren Religionsdiktatur Saudi Arabien ins arabische Ibiza innerhalb einer Stunde, per Auto. Sie sehen, nicht alle Zwangsausreisen müssen für den betreffenden Schrecklich sein. Darum kann ich im Nachhinein nur sagen:"Ein Hoch auf Bahrain".

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