Dienstag, 24. Januar 2017

Strategische Metalle - Gold ist nicht alles

Was sind strategische Metalle? In allen Industrieländern bilden zum einen die Einwohner der Länder aufgrund ihrer Kaufkraft ein hohes wirtschaftliches Potenzial und zum anderen sind Industrieländer, und hierbei insbesondere Deutschland, vom Export ihrer Produkte abhängig. Inlandsnachfrage und ein möglicher Exportüberschuss sind miteinander verzahnt. In diesem höchst komplizierten Rädergeflecht bestehen unterschiedliche strategische Materialien, deren Bedeutung sich ändern kann, die aber für die Wirtschaft so eminent wichtig sind, dass die Beschaffung und Bevorratung von Politik und Wirtschaft favorisiert wird.
 Im modernen Kommunikationszeitalter besteht ein erhöhter Bedarf an relativ seltenen Metallen, deren physikalischen Eigenschaften genutzt werden, um neue Materialverbünde herzustellen, um etwa in der Halbleitertechnologie Fortschritte machen zu können oder einfach technisch veraltete Materialien zu ersetzen. Dieser Bedarf an strategischen Metallen zieht sich durch praktisch alle technologisch anspruchsvolleren Branchen, die mit ihren Produkten auf dem heimischen und dem Weltmarkt konkurrenzfähig sein wollen und müssen. Das ist nicht einzig die Kommunikationsbranche, obwohl der Boom im Bereich der Smartphones in den letzten Jahren erheblich dazu beigetragen hat. Langfristig gesehen sind es durchweg alle auf elektrotechnischen oder elektronischen Baugruppen basierende Produkte, die diesen Bedarf aufrechterhalten werden und das sind heute ein Großteil aller Geräte und Maschinen. Angefangen von der Digitaluhr bis hin zum CNC-gesteuerten Bearbeitungszentrum, denn immer mehr Funktionen werden auf immer kleineren oder schmaleren Elementen realisiert und dies geht nur mit Materialien, die diese besonderen Eigenschaften der strategischen Metalle besitzen.

Lohnt es sich, strategische Metalle zu kaufen?

Das physische Horten strategischer Metalle zu Hause oder in einem Bankschließfach, wie das von Gold und Silber bekannt ist, lohnt sich nicht. Das liegt einfach daran, das zum einen die Vertriebswege der meisten strategischen Metalle auf den Business to Business Bereich ausgelegt sind und zum anderen die Preisentwicklung der Metalle nicht so übersichtlich ist wie der von Gold, Platin oder Silber, deren aktuelle Wertigkeit praktisch an jeder Ecke abzulesen ist. Strategische Metalle in Form von Aktien zu kaufen ist wesentlich unkomplizierter und durchaus auch ertragreicher, da die Unternehmen, die sich darauf spezialisieren, über die entsprechende Marktkenntnis verfügen, bestehende Vertriebskanäle nutzen können und die Zeit besitzen, den Markt zu beobachten. Dabei kommt zudem die Erfahrung zugute, die den Unternehmen anzeigt, welche politische oder wirtschaftliche Entscheidung auf die Preisentwicklung eines oder mehrerer strategischer Metalle Einfluss nimmt und so deren Preis verändert.

Industriemetalle kaufen

Als Industriemetalle werden in der Regel die gebräuchlichen Halbedel-Metalle bezeichnet, die etwa für Legierungen von Eisen zu Stahl oder für Aluminium verwendet oder extrem vielschichtig eingesetzt werden wie etwa Kupfer. Weitere Produkte wie Blei, Zinn, Zink und Nickel sind ebenso populäre Industriemetalle. In die meisten dieser Metalle kann mittels Optionsscheinen oder Aktien investiert werden. Einige wiederum sind vom Börsenhandel ausgeschlossen, so wie etwa das Lithium, das sich heute in den meisten modernen Akkus findet. Hier kann der Anleger praktisch nur über die Aktien der Fördergesellschaften an der Preisentwicklung partizipieren.

Die Anlage in strategische Metalle

Werden Zeiten wie die 2008 beginnende weltweite Wirtschaftskrise einmal ausgenommen, so ist die Anlage in strategische Metalle durchaus lohnend, denn die technologische Entwicklung wird sich fortsetzen und der Bedarf an Maschinen und Geräten zusammen mit der Weltbevölkerung wachsen. Schwellenländer wie Brasilien, Indien und China machen allein für sich ein Drittel der Weltbevölkerung aus, deren Kaufkraft stetig zunimmt und damit der Wunsch nach Produkten modernster Technologie. Folglich wächst der Bedarf an strategischen Metallen und damit in der Regel deren Preis. Auch hier sollte der Laie dem Profi vertrauen und in Aktien oder Optionen investieren, denn der Markt für strategische Metalle ist äußerst kompliziert. Hier spielen so viele politische Entscheidungen mit hinein, die sich eventuell erst Wochen oder Monate später intensiv bemerkbar machen, das selbst ein Studium in Betriebswirtschaft und eines in Politologie zusammen nicht unbedingt helfen würden, die richtige Anlagestrategie zu finden.

Strategische Metalle und seltene Erdmetalle

Um sich einmal begrifflich zu machen, welches die wichtigsten strategischen Metalle und seltene Erden sind, hier eine kleine Liste:

Strategische Metalle:

Rhenium
Niobium
Hafnium
Antimon
Molybdän
Germaniumdioxid
Wismut
Tantal
Tellur
Indium
Gallium

Seltene Erden:

Scandium
Lanthan
Cer
Praseodym
Neodym
Promethium
Samarium
Europium
Yttrium
Gadolinium
Terbium
Dysprosium
Holmium
Erbium
Thulium
Ytterbium
Lutetium

Der weitaus größte Teil der seltenen Erden wie auch der strategischen Metalle findet sich nicht in Reinform zum Abbau an Lagerstätten, sondern ist gebunden in weiteren Mineralien und kann erst nach unterschiedlichen chemischen Prozessen gewonnen werden. Nicht selten ist die Gewinnung seltener Erden ein Nebenprodukt bei der Verarbeitung und Veredelung anderer Erze. Trotzdem kommt den jeweiligen Lagerstätten der Minerale mit Anteilen an seltenen Erden und strategischen Metallen eine hohe Bedeutung zu, da sie relativ selten sind und zudem weit gestreut. China etwa versucht seinen Einfluss im afrikanischen Kontinent, der viele noch nicht erschlossene Lagerstätten aufweist, möglichst zu verstärken, um Zugriff auf die Erze zu bekommen, die für die chinesische Technologie-Produktion enorme Bedeutung besitzen. Dabei besitzt China selbst die größten Lagerstätten an seltenen Erden in der Mongolei und nutzt diese Monopolstellung entsprechend aus. Aber Afrika ist ein Land mit vielen Nationen und Völkern und mit noch mehr Problemen, sodass hier selbst die großzügigste Wirtschaftsdiplomatie oft im Sande verläuft. Darum ist kaum zu befürchten, dass es zu wirklich gefährlichen Engpässen in der Beschaffung seltener Erden und strategischer Metalle kommen könnte, zudem werden zunehmend in anderen Ländern wie auf dem Doppelkontinent Amerika brachliegende Förderstätten wieder reaktiviert, um den Bedarf decken zu können.

Seltene Metalle kaufen

Bezogen auf Angebot und Nachfrage ist Gold nach wie vor das seltenste Metall der Welt und auch das Metall, das sich am einfachsten kaufen lässt. Sei es als Barren oder Münze auf der Bank oder in Form von Schmuck, wobei der Käufer bei Schmuck immer beachten sollte, dass sich dessen Wertigkeit zu 50 % aus der Goldschmiedearbeit und zu 50 % aus dem Goldwert zusammensetzt. Dies ist eine Faustregel, die jedoch nicht immer Gültigkeit hat.
Die in der obigen Liste aufgeführten seltenen Erden oder strategischen Metalle tatsächlich zu besitzen, macht wenig oder besser gar keinen Sinn, da der Aufwand für den Ankauf und erst recht für den Verkauf für den Anleger unverhältnismäßig hoch wäre. Kaum jemand wird mit einem Kilogramm Neodym bei einem Hersteller von Festplatten hereinspazieren und diesem das Metall verkaufen wollen. Das funktioniert etwas anders.

Recycling als Rohstoffquelle

Strategische Metalle und seltene Erden werden ja nicht erst seit einem halben Jahr in Geräten, Maschinen  
und Anlagen verbaut. Die seit Jahrzehnten laufende Produktion etwa von Flachbildschirmen, Smartphones, Computern, Katalysatoren, LEDs oder Elektromotoren beschert der Recyclingindustrie eine nicht zu unterschätzende Rohstoffquelle. Dabei werden etwa die Metalle im Handy in aufwendigen Verfahren zurückgewonnen und wieder in den Produktionskreislauf geführt. Je nach Art der seltenen Erden oder der strategischen Metalle und deren Verwendung in den Geräten ist die Rückgewinnung mittels Recycling sogar von Vorteil, da hier die chemische Aufbereitung wegfällt. Die entsprechenden Unternehmen der Recyclingindustrie können folglich lohnende Objekte zur Geldanlage sein. Wie gut das funktioniert, zeigt sich am Beispiel Kupfer, das wohl das wichtigste Industriemetall darstellt. Allein in einem herkömmlichen Fahrzeug sind heute rund 25 Kg Kupfer verbaut, die sich im Recycling mit relativ wenig Aufwand wiedergewinnen lassen. Von den unzähligen Tonnen an Kupfer in Leitungen und Kabeln ganz zu schweigen, die in regelmäßigen Abständen erneuert werden müssen. Im Jahr 2012 betrug der Anteil an recyceltem Kupfer bei der Neuproduktion über 40 %.

Seltene Erden, strategische Metalle wie ebenso Industriemetalle kaufen?

Wenn Sie nicht gerade einen Industriebetrieb in einer davon betroffenen Branche besitzen, können sie den Aspekt des realen Besitztums ruhig außer Acht lassen. Viel lohnender ist der Besitz von Optionen, Optionsscheinen oder Aktien der Unternehmen, die damit handeln oder die sie nutzen. Bei der Auswahl der Anlage ist es wichtig zu wissen, welche der Metalle und seltenen Erden in welchem Bereich hauptsächlich eingesetzt werden. So können Aufwärts- oder Abwärtsbewegungen besser kalkuliert werden. Aber es ist fast immer eine Mischung aus politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen, die den Wert beeinflussen, da hilft die Erfahrung der Anlageprofis durchaus. Gerade in diesem Bereich scheidet sich bei den Profis in Banken oder Investmentgesellschaften die Spreu vom Weizen. Während über den Goldkurs jeder irgendetwas spekulieren kann, ob nun Banker oder Heizungstechniker, muss der Anlageprofi im Sektor seltene Erden oder strategische Metalle absolut Ahnung von der Materie haben. Mit Glück kommt hier kaum jemand weiter.

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