Freitag, 14. August 2009

Sie haben Post


Eins vorne weg. Wenn Sie glauben, es geht hier um Spam, dann liegen Sie nicht ganz falsch, aber auch nicht so richtig. Der virtuelle Postkasten wird natürlich mit virtuellem Müll vollgestopft, aber inzwischen gibt es auch effektive virtuelle Müllbeseitiger sprich Spam-Filter.
Genau so etwas wünsche ich mir für meinen realen Briefkasten. Falls Sie auf dem Lande leben, betrifft Sie das nicht so sehr, denke ich. Aber ich lebe mitten in einer Großstadt. Hier ist ein gut organisierter Dienstleistungszweig am Werk, dem Niemand entkommt, ausgenommen Menschen ohne Briefkasten. Leider gehöre ich nicht zu diesen wenigen Glücklichen. Ich benötige meinen Briefkasten. Gibt es doch noch immer reale Dinge, die ich gerne zugestellt bekomme, täglich. Ich will auch kein Postfach, ich bin zu Faul zum hinfahren und leeren. Ich will am Abend nach Hause kommen und meinen Briefkasten öffnen und mich auf wichtige Briefe und Paketbenachrichtigungen freuen. Meist freue ich mich nicht. In aller Regel enthält mein Briefkasten Zettel, Handzettel, Neudeutsch Hangouts, in allen Farben, Schrill, Auffallend und endlos Nervend. Jeder Pizzabecker, jeder Dönerladen, jede Würschtchenbude, alle Supermärkte, Baumärkte, Matratzenläden, Discounter und nicht zu vergessen Reisebusunternehmer laden mich zu unvergesslichen Erlebnissen in ihre Etablissements ein. Ich weiss, Werbung muss sein, wer nicht wirbt der stirbt u.s.w. Auch habe ich Verständnis für die Zettelverteiler, die sich ein Zubrot damit verdienen. In diesem Fall bin ich egoistisches Schwein aber doch mehr für das St. Floriansprinzip: "Ach lieber Gott, verschon mein Haus, zünd andre an."
Ich habe es schon mit freundlichen Aufklebern am Briefkasten probiert: "Bitte keine Werbung einwerfen." Eher wird jedoch die Nahostfrage gelöst, als das ein solcher Aufkleber auch nur einen Werbezettel verhindert.Ignorieren ist nicht so einfach, da man den Wust an Werbung ja nach einem wichtigen Brief durchsuchen muß und dazu kommt noch ein beschämendes Laster meinerseits, mea culpa, mea maxima culpa. Wenn sich in der Werbeflut ein Prospekt eines Elektronik-Großhändlers befindet, leicht an den Farben zu erkennen, sie wissen schon, blau für die mit Sa......, rot bei denen mit Me..... Dann kann ich nicht anderst. Ich lese sie, auf`m Klo. Es gibt kaum bessere Lektüre für eine längere Sitzung als Prospekte von Elektronik-Großhändlern. Ich gebe es zu, das ist eine Sucht. Ich werde mich in nächster Zeit einer Selbsthilfegruppe anschliessen.
Doch was tun mit dem fürchterlichen Rest? Ein cleverer Jungunternehmer könnte daraus ein Geschäft machen. Dafür muss Er oder Sie erstmal, sie erraten es, Handzettel verteilen. Darin werden seine potentiellen Kunden aufgefordert, dem oder der Jungunternehmer/in einen Zweitschlüssel ihres Briefkasten anzuvertrauen. Einmal am Tag wird dann gegen eine kleine Gebühr der Briefkasten von Spam gesäubert. Eine positiv-liste des Briefkasten-Inhabers verhindert das Verschwinden von gewollter Post. Das wäre dann wie im richtigen Leben, ähhh, ich meine im Virtuellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen