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Montag, 13. Januar 2025

Champagner fälschen

 


Das Edelgetränk aus dem französischen Weinanbaugebiet, der Champagne, zählt seit Jahrhunderten zu den Luxusgütern dieser Welt. Der hervorragenden Ruf der verschiedenen Lagen ist übrigens überwiegend deutschen Kellermeistern zu verdanken, die im Auftrag der französischen Gutsbesitzer schon im 16. Jahrhundert begannen, die Weine zu Sekt zu veredeln.

Recht amüsant ist deshalb auch der Eintrag in einem Buch, das im Jahr 1856 in Berlin veröffentlicht wurde. Ein Buch mit einem sehr langen Titel:


Naturhistorische

und

chemisch-technische Notizen

nach den neuesten Erfahrungen

zur

Nutzanwendung

für

Gewerbe, Fabrikwesen und Landwirtschaft

(fünfte Sammlung)

Berlin, 1856,

Expedition der medicinischen Centralzeitung

(Rudolf Liebmann)


Dieses nun schon fast 170 Jahre alte Buch enthält eine Vielzahl von Ratschlägen und Anleitungen zu allen möglichen Dingen, so auch auf Seite 277:

Bereitung eines künstlichen Champagnerweines

Nachfolgend ist der Originaltext aus dem Buch so wiedergegeben, wie er dort abgebildet ist. Einige Schreibweisen entsprechen folglich nicht dem heutigen Stand der Grammatik:

Um einen, dem ächten Champagner völlig ähnlichen und der Gesundheit nicht im Mindesten nachtheiligen schäumenden Wein zu verfertigen, bringe man in ein Fass, welches 60 Quart1 hält und nicht hingelegt, sondern senkrecht aufgestellt wird, 16 Pfund weissen Zucker, 4 Stück in Scheiben geschnittene Zitronen, 8 Pfund gute und von den Stielen befreite grosse Rosinen, die man vorher mit den Fingern zerissen hat, und fülle darauf das Fass bis auf zwei Finger breit mit einem guten weissen Franzwein. Man lasse die Mischung 5 bis 6 Stunden ruhig stehen, damit der Zucker gehörig schmelzen kann, spunde die im oberen Boden des Fasses befindliche Oeffnung zu, rolle das Fass eine halbe Stunde lang um, damit sich alles wohl vermische. Darnach stelle man das Fass wieder senkrecht an einen warmen Ort, dessen Temperatur etwa 14G R2. beträgt, und verschliesse die Oeffnung im oberen Boden mit einem Korkstöpsel, in welchem ein Loch gebohrt ist. In dieses Loch stecke man eine heberförmig gebogene Glasröhre, welche in ein Gefäss mit Wasser mündet, und warte die entstehende Gährung ab. Das Nachlassen der Gährung erkennt man daran, dass in dem Wassergefässe keine Blasen mehr aufsteigen. Lässt aber die Gährung nach, so nimmt man den Heber ab, verschliesst die Oeffnung luftdicht, und stellt das Fass in einen möglichst kühlen Keller, wo man es 12 Wochen stehen lässt. Dann kann man den Wein mit einem Hahne abziehen und auf Flaschen füllen, die man wie gewöhnlich verstöpselt und mit Draht zubindet und verpicht. Hat dieser Wein noch 8 Wochen auf Flaschen gelegen, so wird man ihn für den schönsten schäumenden Champagner halten.

1) Quart ist ein altes Hohlmaß. Im Berlin der damaligen Zeit beinhaltete ein Quart 1,17 Liter. Ein Fass mit 60 Quart entsprach dementsprechend ungefähr einem 70-Liter-Fass.

2) Das Temperaturmaß R steht für Réaumur, eine bis in das Jahr 1900 in Deutschland übliche Maßeinheit zur Temperaturmessung. 1 R entspricht 1,25 C, entsprechend sind 14 R 17,5 Grad Celsius.