Mittwoch, 12. August 2009

Unter Hunden


Vor ein paar Jahren war ich in der Nähe von Alanya in der Türkei im Urlaub. Schöne Gegend, ein breiter Strand, Orangenplantagen, alte Tempel. Auch das Hotel war sehr angenehm und zu dieser Zeit waren die Russen glücklicherweise noch nicht so stark vertreten. Wer einmal Russen in einem Hotel erlebt hat, weiss was er an den Engländern hat. Es war ein All-Inclusive-Hotel, was mich die ersten drei Tage dazu verleiteten, vom Frühstück über den Brunch ins Mittagessen und von dort zu Kaffe und Kuchen mit anschliessendem Drink an der Poolbar direkt ins Abendessen zu gleiten. Dann sich den Sonnenuntergang bei gutem türkischem Wein anzusehen, um dann ziemlich bedudelt ins einsame Doppelbett zu sinken.
Nun, am vierten Tage bin ich auferstanden, begab mich ins Foyer und lieh mir dort im Hauseigenen Fahrzeugverleih einen kleinen blauen Roller. Damit durchstreifte ich nun Vormittags die Gegend und kam dabei recht weit herum. Pünktlich zum Mittagessen war ich dann wieder im Hotel und anschliessend an der Poolbar. Nun dieses Arrangement hielt ich für sehr angenehm, was es auch war und ich bei späteren Reisen auch beibehielt. Am Vormittag soviel Kultur wie möglich, am Nachmittag das faule Leben. Ich kam bis Aspendos, dem Amphietheater, das Heute nur noch durch Thomas Gottschalks "Wetten das" bekannt ist und ich trieb mich in Side rum, wo ich mit Mühe die Verkäufer im Basar abwehren konnte, besuchte die Akropolis im Hafen und schaffte mit meinem Roller sogar den mühevollen Aufstieg zur Stadtruine Lyrbe.
An einem Morgen stieg ich wieder auf den Roller und fuhr einfach mal drauf los, überquerte die große Verbindungsstrasse zwischen Alanya und Side um auf Schotterpisten weiter ins Hinterland, weg von der Küste, zu gelangen. Nach ein paar Kilometer in der grünen Landschaft kam ich leider auch an einigen Schandflecken vorbei. Wilde Müllkippen, eindeutig als Abladeplatz des Abfall der Hotels an der Küste zu Identifizieren. Schade, den ansonsten hatte die Landschaft durchaus Ähnlichkeit mit Gegenden am Bodensee oder im Taunus. Doch muss man damit Leben. Wie erklärte mir später ein Dozent für interkulturelle Zusammenarbeit während eines Seminar in Hamburg;" Die Menschen im arabischen Kulturraum werden dir auf Vorhaltungen nur eines erwidern: Es ist unser Land"
Ich fuhr also weiter auf der Schotterpiste, lies den Müll hinter mir und schaute mir die hübsche Gegend an und nun, Sie warten vermutlich schon drauf, kam eine recht unheimliche Begegnung. Als ich um eine Kurve bog, sa ich etwa zweihundert Meter vor mir mitten auf der Strasse ein Rudel Hunde. Ich stoppte mein Gefährt und schaute auf die Hunde. Auch die hatten sich nun umgedreht und schauten zu mir. Es war kein sehr homogenes Rudel wie zum Beispiel ein Rudel Wölfe. Es waren alle Rassen vertreten. vom Dackelmischling über halbhohe Hunde bis zum großen Bernhardinermischling. Ungefähr 15 Hunde aller Art waren versammelt und das war kein Zufall. Diese Hunde waren keine einzelnen Strassenköter, die zufällig zusammen getroffen sind. An Haltung und Verhalten erkannte, nein, spürte ich den Zusammenhalt des Rudels. Die Tiere schauten unverwandt zu mir und ich zu Ihnen. Meine Überlegung ging in Richtung Flucht, also umdrehen und so schnell wie möglich weg, doch ich wartete erstmal ab.
Ein mittelgroßes Tier, eine Mischung aus Schäferhund und Dobermann, trat ein paar Schritte auf mich zu, während die anderen sich hinter ihm quasi formierten. Das Duell der Blicke ging noch eine halbe Minute weiter, dann trottete der vermutliche Anführer des Rudel zur Seite und die anderen folgtem Ihm. Alle Tiere waren nun an der rechtseitigen ansteigenden Böschung der Strasse. Kein Tier stand nun mehr auf dem Weg, aber alle schauten zu mir. Ich konnte nicht anderst, ich startete meinen Roller und fuhr auf die Hunde zu, langsam. Auf der Höhe der Hunde angekommen, fuhr ich langsam, fast schon im Schritttempo, an Ihnen vorbei. Meine Hand umklammerte den Gasgriff, bereit sofort aufzudrehen im Gefahrfall. Doch die Tiere standen nur da und schauten mich an. Ich blickte mich noch ein paar mal um, aber die Tiere wandten sich ab, als ich so etwa hundert Meter weiter war. Wer den Film "Die Vögel" von Alfred Hitchkock kennt, kann sich ungefähr mein Gefühl während der Vorbeifahrt vorstellen. Ich bin dann auf einem anderen Weg zurück ins Hotel gefahren.
Diese Geschichte ist wahr. Es ist nichts dazu erfunden und auch nichts weg gelassen. Das hat weit mehr Eindruck auf mich gemacht, als alle Tempel der Umgebung.

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